
Plötzlich. Von einem Tag zum anderen. Die Welt ist danach nicht mehr die gleiche wie davor.
Wir kennen alle solche Beschreibungen der Wirkung von Ereignissen, die unsere kleine Welt aus den Fugen geraten lässt – während die große Welt mäandernd sowieso aus den Fugen gerät.
Eine Krebsdiagnose ist ein solches Ereignis, sie zwingt zu einer ungeplanten Fortsetzung der Reise.
Wer ist an unserer Seite?
Was wird uns jetzt nicht helfen?
Wer ist vor uns auf diesen Weg gezwungen worden?
Wir prüfen das Reisegepäck – es war für eine andere Reise gepackt, was fehlt, was ist überflüssig?
Woher Zuversicht nehmen? Kann man Zuversicht trainieren?
Wie die Angst vor dem Unbekannten bekämpfen?
Wer war ich, wer bin ich, wer werde ich sein?
Große Lebensfragen, überraschende Antworten.
Praktische Lebensfragen auf einem ungewollten Terrain.
In der Zuspitzung der Existenz sieht man wie unter dem Vergrößerungsglas.
Ich hatte eine furchtbare Zeit, ich hatte eine wunderbare Zeit.
Demut und Dankbarkeit.
Am Freitag, dem 29. Februar 2024 teilte uns eine junge, in meiner Vorstellung kubanische Assistenzärztin in ungelenken Worten mit, dass ich wohl ein großes Bauchspeicheldrüsenkarzinom habe, vermutlich auch Metastasen, und fragte, ob wir sonst noch Fragen hätten. Hatten wir nicht. Nicht in dem Moment. Nicht an sie.
Es zersprang etwas in uns.
Es folgten
Angst, Abschied, Willkommen, Zuversichtstraining, Verbundenheit, Liebe, so viel Liebe, Nähe, Wunder, Energiesendungen von so vielen Menschen, Zärtlichkeit, Mut, 9 x Chemotherapie, Zweifel, Einsichten, eine andere Weltsicht, Akzeptanz, eine unglaubliche Operation, Schwäche, Hilfe, viele Ärzte und Pfleger*innen, Krankenhaus, Beieinandersein, Überraschungen, Glauben, Mutlosigkeit, Zusammenhalt, Kunst, Hoffen.
Alles, was eine große Reise zu bieten hat. Sie hat mich reicher gemacht. Sie ist noch nicht zu Ende.
Aber heute habe ich schon mal das Atelier gefegt.
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